Heute, am 29. September 2016, ist Teresas Geburtstag. Die Gestaltung ihrer Gedenkstätte auf dem Stätzlinger Friedhof hat sich mehr als zwei Jahre hingezogen, das lange Warten hat sich aber meines Erachtens mehr als gelohnt.
Als ich einen Freund neulich auf den Friedhof führte und ihm vorher erklärte, dass er ein paar Dinge zu sehen bekommen würde, die Teresa besonders am Herzen lagen, meinte er spontan: „Da ist bestimmt etwas mit Musik dabei!“ Als ich das hörte, musste ich schmunzeln. Es ist ja bereits ausgesprochen schwierig, gute Musik angemessen mit Worten zu beschreiben. Sie bildhauerisch darzustellen, erfordert wohl wirklich große Kunst. Außer der Musik waren Teresa aber noch andere Dinge wichtig. An dieser Stelle ist es wohl angebracht, ihre Katze Mao-Mao zu erwähnen. Teresa war ja nicht nur tierlieb, sondern hatte die Gabe, sich auf besondere Weise in Tiere hineinzufühlen. Und zu Mao-Mao hatte sie eine äußerst innige Beziehung, wie man auf dem einen oder anderen Foto recht gut erkennen kann:
Mao-Mao folgte Teresa, wenn sie das Haus verließ, brachte sie zum Bus und wartete vor Geschäften. Er war tatsächlich eine Art Seelenverwandter, und sie konnte auf einer spirituellen Ebene mit ihm kommunizieren. Mao-Mao musste im Dezember 2011 nach schwerer Krankheit im Alter von 18 Jahren eingeschläfert werden. Teresa war fest davon überzeugt, dass sie ihrem Kater im Jenseits wieder begegnen würde.
Obwohl Teresa der Musik, den Tieren und nicht zuletzt ihrem Ehemann viel Zeit widmete, stand im Zentrum ihres Lebens stets Jesus Christus und sein Evangelium. Als ich darüber nachdachte, wie Teresas Gedenkstätte gestaltet werden könnte, fand ich es passend, diese zwei Aspekte ihres Lebens darzustellen. Also beschrieb ich dem Bildhauer ein Ensemble, in dem Christus im Mittelpunkt stehen sollte. Ihm gegenüber sollte eine Frau mit einer Katze im Arm knien und zu ihm hinblicken. Nach einer langen Phase der Planung war ich endlich zufrieden und erteilte die Freigabe zur Fertigung der Figuren. Die Jesus-Statue ist eine genaue Replik der berühmten Christusfigur von Bertel Thorvaldsen, die in Kopenhagen in der Liebfrauenkirche besichtigt werden kann. Sein Christus ist gütig und breitet die Arme aus, um alle willkommen zu heißen, die zu ihm kommen wollen. Keine andere Abbildung von Christus kommt dieser gleich – Teresa mochte sie sehr. Die kniende Frau mit der Katze stellt sie dar. Sie trägt ein schlichtes Kleid, hat ihren Mao-Mao auf dem Arm und erwartet ihren Heiland, dessen treue Jüngerin sie ihr ganzes Leben lang gewesen war. Auf dem elegant geschwungenen Stein steht auf Deutsch und auf Chinesisch zu lesen: „Dein Wille geschehe.“ Diese Worte bilden im Grunde das Lebensmotto Teresas und waren ihre letzten Worte, bevor sie durch ihre Krankheit die Kontrolle über ihren Körper und damit auch über ihre Sprache zunehmend verlor. Sie sind Ausdruck des unbeirrbaren, festen Glaubens, von dem sie tief durchdrungen war.
Teresas Gedenkstätte im Stätzlinger Friedhof lädt zum Verweilen und Nachdenken ein. Sie soll an eine großartige, treue und wahrhaft christliche Frau erinnern, die sich durch Widrigkeiten in ihrem Leben nicht aus der Bahn werfen ließ und beharrlich ihren Weg gegangen ist. Sie soll auch daran erinnern, dass der Tod keine Macht über uns hat. Dank Christus kann sich der Mensch eines Tages über den Tod erheben und ewig in der Gegenwart seines Schöpfers im Kreis derer leben, die den Weg zuvor gegangen sind oder ihn noch gehen müssen.
Teresa hat diesen Weg hinter sich gebracht. Sie ist in die Ruhe ihres Herrn eingegangen, hat sich der irdischen Sorgen entledigt und harrt voll Freude auf ein Wiedersehen mit uns, die wir uns noch diesseits des Schleiers befinden.