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Teresa und der Kammerchor Vocalis

Das bewegende Revivalkonzert des Kammerchors Vocalis zur Vorweihnachtszeit am 9. Dezember 2017 hat mir wieder in Erinnerung gebracht, wie Teresa und ich zu diesem Chor gekommen sind und welch schöne Erlebnisse wir ihm zu verdanken haben. Der Weg in den Chor war hierbei nicht eben leicht.

Lange Jahre hat Teresa versucht, mit dem Deseret Vokalensemble einen Chor im Pfahl München zu etablieren, der – ganz ähnlich wie der Kammerchor Vocalis – den Gemeinden durch hochwertige Chorkonzerte bei der Missionsarbeit unterstützend zur Seite steht. Tatsächlich gab es auch schöne Erfolge: so wurde beispielsweise die moderne Kantate Dies ist Jesus von Janice und Steven Kapp Perry in deutscher Sprache über zehn Mal im Pfahlgebiet aufgeführt. Insgesamt jedoch gestaltete sich das Projekt eher schleppend, und es war schwierig, Motivation und homogenen Klang bei den Sängerinnen und Sängern über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten.

Im Jahr 2010 kam nun der Kammerchor Vocalis zu einem Konzert in die Hofbrunnstraße nach München. Vocalis war drei Jahre zuvor in Frankfurt von Sonja Sperling und Christian Wolfert gegründet worden und hatte sich deutschlandweit in der Kirche rasch einen Namen gemacht. Er bestand aus gut dreißig überwiegend jungen Frauen und Männern, die aus allen Teilen Deutschlands und der Schweiz zu den Proben in Frankfurt zusammenkamen und dort ein Programm einstudierten, um anschließend auf Tournee zu gehen. Ich persönlich konnte beim Konzert in München leider nicht zugegen sein, da ich – wie so oft in dieser Zeit – für meine Firma auf den Weltmeeren unterwegs war.

Teresa gefiel das Konzert sehr gut. Sie unterhielt sich im Anschluss auch längere Zeit mit Christian Wolfert und fragte mich nach meiner Rückkehr, was ich wohl davon halten würde, dem Chor beizutreten. Die Frage kam für mich etwas überraschend, denn Teresa war vorher vom Konzept des Kammerchors Vocalis nicht unbedingt überzeugt. Es würde einen erheblichen zeitlichen und finanziellen Aufwand bedeuten, an den Proben und Konzerten teilzunehmen. Offenbar hatte sie die Ausstrahlung, der Glaube und auch die künstlerische Qualität des Kammerchors Vocalis überzeugt, ihre Energie lieber diesem Chor zu widmen und das Deseret Vokalensemble erst einmal auf Eis zu legen.

So kam es also, dass wir – es muss im November 2010 gewesen sein – an unserem ersten Probewochenende in Frankfurt teilnahmen. Der Chor bereitete eine Tournee mit einem Weihnachtsprogramm durch Finnland vor. Er wurde vom nicht lange zuvor berufenen William Ajhuacho geleitet, der aus Ecuador stammte. Der neue Dirigent legte sehr viel Wert auf homogenen Klang und auf Qualität, und neue Aspiranten auf eine Stelle im Chor mussten sich einem Vorsingen unterziehen. Daran kann ich mich noch gut erinnern: Dirigent und gesamter Chorvorstand – insgesamt bestimmt sechs Leute – nahmen an einem Tisch gegenüber dem Kandidaten Platz. Dann folgten mehrere Aufgaben, unter anderem musste ein Lied nach Wahl a cappella gesungen werden, man musste Rhythmusübungen vorklatschen, vom Blatt singen, mit dem Dirigenten im Duett singen und manches mehr. Höhepunkt war dann das Singen der vierstimmigen Motette Sicut Cervus von Orlando di Lasso mit Teresa, mir, einem weiteren neuen Kandidaten und einer Dame aus dem Chorvorstand, die im Alt einsprang. Danach zog sich das Gremium zur Beratung zurück.

Obwohl wir den Altersdurchschnitt des Chors deutlich anhoben, wurden Teresa und ich genommen und bereiteten ab diesem Zeitpunkt alle Programme des Kammerchors Vocalis bis zu dessen Auflösung im Jahr 2013 mit vor und sangen bei den meisten Konzerten mit. Der Aufwand war enorm: die Einarbeitung zweier Programme pro Jahr (ein Sommer- und ein Weihnachtsprogramm) erforderte im Verlauf von gut zwei Monaten drei bis vier sehr intensive Probewochenenden in Frankfurt und eine anschließende Tournee mit sechs bis sieben Konzerten in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. 2013 war sogar eine große Tournee durch Rumänien geplant; dazu kam es jedoch leider nicht mehr. Dazu später mehr.

Mit dem Kammerchor Vocalis verbinden Teresa und ich viele schöne Erlebnisse. Die jungen Leute im Chor legten eine ganz besondere Hingabe an den Tag und verstanden sich untereinander sehr gut. Die Programme bestanden in der Regel aus einem Teil mit Kompositionen aus dem klassisch/romantischen Repertoire und einem Teil mit Liedern, die dem Liedgut der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage entstammten und in Arrangements zu hören waren, die auch der weltbekannte Tabernakelchor aus Salt Lake City im Repertoire hat – mit dem Unterschied, dass Vocalis diese Lieder in deutscher Sprache vortrug. Das sicherte ihm ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, und das war sicherlich einer der Gründe, warum viele der Konzertbesucher spätestens beim Schlussapplaus feuchte Augen bekamen und den Chor nur sehr ungern wieder ziehen ließen. Der Chor war ein Publikumsmagnet und trat nicht nur in Gemeindehäusern, sondern auch in Konzertsälen und in anderen Kirchen unentgeltlich auf – immer waren die Sitze im Auditorium bestens gefüllt, und immer wurde im Anschluss ans Konzert für einen guten Zweck Geld gesammelt.

Greifswald, Karlsruhe, Linz, Zollikofen, Stuttgart, Traben-Trarbach, Essen, Leipzig und Kiel sind nur einige wenige Orte, die mir spontan in den Sinn kommen, wenn ich daran denke, wo Teresa und ich überall mit dem Kammerchor Vocalis konzertiert haben. Ein durchschnittliches Konzertwochenende lief in etwa so ab: Anreise am Freitagabend mit gemütlichem Beisammensein und Spieleabend im Gemeindehaus der gastgebenden Gemeinde, am Samstagvormittag dann eine kleine Schlussprobe, anschließend Pilgern in die Stadtmitte und Singen in der Fußgängerzone, um Werbung für das Konzert am Abend zu machen und die Kirche vorzustellen. Dabei wurden Lieder aus dem Gesangsbuch zu Gehör gebracht. Anschließend Mittagessen im Gemeindehaus, das von vielen lieben, helfenden Händen zubereitet worden war. Abends das Konzert mit Stellprobe und einer Zeugnisversammlung kurz bevor es losging. Die Mitglieder der Kirche vor Ort hatten sich immer mächtig ins Zeug gelegt, was das Rühren der Werbetrommel anging, und so konnten wir in der Regel vor einem Publikum von 200 bis 500 Leuten singen. Meistens begleitete uns Bonny Tewes am Klavier oder Flügel, gelegentlich spielte sie auch die Pfeifenorgel, sofern vorhanden. Nach dem Konzert mischten wir uns noch unter die Leute. Der Sonntag darauf war „Music And The Spoken Word“ gewidmet. In der Abendmahlsversammlung der gastierenden Gemeinde kamen mehrere Mitglieder des Chors zu Wort; musikalisch untermalt wurde das Ganze durch zwei, drei Lieder aus dem Konzertrepertoire. Ein unvergessliches Erlebnis für die Gemeinde! Man muss hierzu wissen, dass die wenigsten es schaffen, einen eigenen Chor auf die Beine zu stellen. Mit den rund 30 Sängerinnen und Sängern des Kammerchors Vocalis platzte das Podium selbst in den größeren Gemeinden aus allen Nähten. Die Botschaften und die Musik waren von hoher Güte und aus einem Guss. Nach dem Gottesdienst trennten sich unsere Wege und jeder fuhr wieder nach Hause. Das nächste Konzert war dann schon zwei oder drei Wochen später wieder angesetzt.

2013 wurde der Chor von der Nachricht überrascht, dass die Kirche nicht mehr länger als Sponsor auftreten könne. Es war eine Entscheidung der damals neu formierten Gebietspräsidentschaft. Der Kammerchor Vocalis war eine Herzensangelegenheit des vormaligen Gebietspräsidenten gewesen. Der neue Präsident sah die Sache leider anders. Für die Chormitglieder war das ein großer Schock, denn die Streichung der Fördermittel bedeutete das Aus für den Chor in seiner damaligen Form. Die jungen Leute hätten sich niemals die aufzubringenden Reisekosten leisten können. Uns wurde nahegelegt, die Chormusik in den eigenen Pfählen und Gemeinden mehr zu fördern und gegebenenfalls in der Region für bestimmte Events einen Projektchor aufzustellen, der danach wieder aufzulösen sei. Das stand selbstredend der Philosophie und dem Qualitätsanspruch des Kammerchors Vocalis diametral entgegen. Rückblickend ist festzustellen, dass durch diese Maßnahme die Chormusik in der Kirche wieder in die Steinzeit zurückkatapultiert wurde. Ich persönlich kenne keine Gemeinde mehr, die einen festen Gemeindechor hat, und die Qualität des Gesangs von ad hoc zusammengestellten Chören bei größeren Veranstaltungen heute entspricht genau dem, was man bei einem so geringen Einsatz erwarten kann. Kein Vergleich zu einem Ensemble, das über viele Jahre zusammengewachsen ist und dessen Dirigent akribisch am Chorklang feilt.

Eine besondere Rolle hat beim Kammerchor Vocalis immer die vierstimmige Motette Sicut Cervus von Giovanni Pierluigi da Palestrina gespielt. Sie ist die lateinische Vertonung des Psalms 42 (Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, nach dir, Gott) und wird a cappella gesungen. Der Tenor beginnt, in Fugatomanier fallen dann Alt, Sopran und schließlich der Bass ein. Wir haben die Motette oft vor dem eigentlichen Konzert gesungen, und zwar beim Eintreten in den Saal und bei der Aufstellung auf der Bühne. War das letzte Chormitglied auf der Bühne angekommen, erklang der letzte Ton. Das wirkte sehr feierlich, edel und geistig. Natürlich konnten wir das Stück alle auswendig. Bei unserem Auftritt in Essen, ich glaube es war 2012, fuhr der gesamte Chor mit der Straßenbahn in die Stadtmitte, um wie immer die Menschen in der Fußgängerzone für das Konzert am Abend zu begeistern. Ohne dass es abgesprochen war, fing plötzlich einer unserer Tenöre an zu singen. Die anderen fielen ein, es folgten Alt, Sopran und Bass. In der Straßenbahn waren nur himmlisch anmutende Harmonien zu hören. Als das Stück zu Ende war und wir aussteigen mussten, konnte ich spüren, dass es bei den (unfreiwilligen) Zuhörern Eindruck hinterlassen hatte. Es war für alle Beteiligten ein ungewöhnliches und einzigartiges Erlebnis.

vor dem Konzert
2011 kurz vor dem Konzert

Einige der Chormitglieder des Chors haben diese Motette bei Teresas Beisetzung an ihrem Grab gesungen. Welches Stück hätte besser passen können? Der Psalm 42, insbesondere in dieser Vertonung, spendete den dringend benötigten Trost. Heute jährt sich Teresas Todestag zum achten Mal. Erinnerungen mögen verblassen, doch es kann sie uns niemand nehmen.

Kammerchor Vocalis Weihnachten 2021 in Kiel

Alles Gute zum 56. Geburtstag, liebe Teresa!

Heute – und nicht nur heute – wird mir wieder schmerzlich bewusst, wie sehr du mir fehlst. Du hast ein Leben vorgelebt, das in allem, was du unternommen hast, geradezu radikal war: ehrlich, aufrichtig, ohne faule Kompromisse. Du hast geliebt bis zur Selbstaufgabe, und für die dir übertragenen Aufgaben hingebungsvoll gekämpft. Was du erlebt und vollbracht hast, hätte für mehr als ein Leben ausgereicht. Du warst wie eine Kerze, die an zwei Enden brennt und das Leben zahlreicher Menschen positiv beeinflusst hat. Nichts war dir egal, in allem hast du Stellung bezogen. Mit deinem untadeligen Lebenswandel und starken Argumenten konntest du deine Meinung untermauern und deinen Gegnern so den Wind aus den Segeln nehmen. Wer mit dir stritt, musste sich warm anziehen; wen du ins Herz geschlossen hast, hatte eine ewige Freundin gewonnen. Du wirst niemals vergessen sein, niemals! Der Stern auf dem Walk of Fame in den Ewigen Hallen des Ruhms war bereits für dich reserviert, als du deine irdische Reise begonnen hast. Dein Schöpfer wusste, was für ein besonderer Geist du warst. Deswegen hat er dir ein Leben ermöglicht, in dem du nichts geschenkt bekommen hast, sondern dir all deine Errungenschaften selbst hast erarbeiten müssen.  Ob ich der Richtige war, dich mehr als die Hälfte deines Lebensweges zu begleiten, dich deinem Kulturkreis und deiner Familie zu entziehen? Manchmal zögere ich, wenn ich über eine Antwort nachdenke. Aber heute denke ich: ja, es war richtig. Du wärst in deiner alten Umgebung eingegangen wie eine verwelkende junge Pflanze ohne Aussicht auf Wasser und Sonne. Der radikale Wechsel hat dir geholfen, zu dir selbst zu finden und die Vergangenheit hinter dir lassen zu können. Ich danke dir für 26 wunderbare Jahre an deiner Seite!

Teresa bei unserer Hochzeitsreise vor einem Konfuzius-Denkmal
Teresa im YangMingShan-Nationalpark
Teresa im YangMingShan-Nationalpark bei Nebel

 

 

 

Ein Traum

Heute ist Teresas 55. Geburtstag. Diesen Tag habe ich mir immer freigenommen, um etwas besonderes mit ihr zu unternehmen – so auch heute. Meistens haben wir einen Ausflug in die Berge gemacht. Heute kam mir in den Sinn, einen Traum aufzuschreiben, den ich vor gut eineinhalb Jahren hatte und in dem Teresa die Hauptrolle spielt. Dazu muss ich sagen, dass ich ausgesprochen selten von ihr träume und ich mich zudem nach dem Aufwachen meistens nur noch bruchstückhaft oder überhaupt nicht mehr daran erinnern kann, was ich geträumt habe. Hier nun mein Traum vom Januar 2016:

Neulich habe von Teresa geträumt und davon, dass ich sie im Krankenhaus besucht habe. Es schien ihr gar nicht schlecht zu gehen, und wir haben darüber gesprochen, dass wir zusammen essen gehen wollen. Eine Krankenschwester trat hinzu und bat Teresa, ihr in ein anderes Zimmer zu folgen. Es hieß, sie seien nur kurz fort. Beide waren dann aber längere Zeit weg, und ich begann, mir Sorgen zu machen. Schließlich beschloss ich, nach Teresa zu suchen.

Schon bald hörte ich laute Stimmen, und als ich Teresa schließlich fand, musste ich feststellen, dass die Krankenschwester sie anschrie. Daraufhin habe ich sie zurechtgewiesen und ihr gesagt, dass sie meine Frau nicht anschreien darf. Die Krankenschwester war aber sehr aggressiv, und so versuchte ich, ihre Hände nach unten zu drücken. Da sie sehr kräftig war, widerstand sie mir, und eine Zeitlang rangen wir miteinander. Die Situation war sehr schwierig, und Teresa nützte den Moment, um an mir vorbeizulaufen und sich in Sicherheit zu bringen. Nachdem ich Teresa in Sicherheit wusste, ließ ich von der Krankenschwester ab. Nach diesem unschönen Erlebnis suchten Teresa und ich dann ein anderes Krankenhaus auf.

In dem anderen Krankenhaus hatte Teresa ein sehr kleines Zimmer und zunächst Probleme, die Tür mit ihrem Schlüssel aufzusperren. Schließlich ging es aber doch, und wir konnten hinein. Anschließend besprachen wir, dass wir regelmäßig mittags gemeinsam essen wollen. Ich musste die ganze Zeit weinen und sagte ihr, wie glücklich sie mich macht. Doch Teresa entgegnete, es sehe gar nicht so aus, als ob ich glücklich sei, denn schließlich würde ich doch ununterbrochen weinen. Daraufhin wurde ich noch trauriger, und ich musste nur noch mehr weinen.

Dann fragte ich sie, wie es ihren Lymphknoten geht, und Teresa meinte, alles sei schon viel besser, und vom Krebs würde man eigentlich nicht mehr so viel sehen. Man könne aber auch nicht viel sehen, weil der Krebs ja schließlich im Körper sei. Jedenfalls hegte ich daraufhin die große Hoffnung, dass sie vielleicht doch wieder gesund werden könnte. Als wir uns dann gemeinsam auf die Suche machten, wohin wir essen gehen könnten, haben wir erst einmal nichts passendes gefunden. Es gab da nur Geschäfte mit Haushaltswaren und dergleichen, aber keine Restaurants.

An dieser Stelle bin ich aufgewacht. Was der Traum wohl bedeuten mag? Ich stelle mir vor, dass die Krankenschwester für die Schulmedizin steht, der Teresa zutiefst misstraut hat, und vor der sie in diese kleine Klinik südlich von Pirmasens im Pfälzer Wald geflohen ist. Dort wurde ihr Hoffnung gemacht, wieder gesund werden zu können, eine Hoffnung, die sich – wie wir alle leider wissen – nicht bewahrheitet hat. An unserem Hochzeitstag, dem 12. Februar 2014, sind wir ein letztes Mal gemeinsam zum Essen ausgegangen. Wir sind über die nahegelegene Grenze nach Frankreich gefahren, eine sehr kurvige Strecke. Ich musste extrem vorsichtig fahren, weil Teresa sehr leicht übel wurde. Wieder in der Klinik angekommen, war sie sehr schwach und musste sich schließlich übergeben. Damals war es mir natürlich nicht bewusst, aber es war unser letztes Rendez-Vous, und sie ist sehr tapfer gewesen.

Teresas dritter Todestag

Am 14. April 2014 war der Missionspräsident Richard L. Miles mit seiner Frau Brenda im Augsburger Gemeindehaus zu Besuch. Die beiden haben sich nach den Versammlungen mit mir noch unterhalten wollen, und so zogen wir uns in ein Nebenzimmer zurück. Dort haben sie mir ein kostbares Geschenk überreicht: Neben einer CD mit dem Tabernakelchor („Peace like a river“) noch ein Album mit Zeugnissen vieler Missionarinnen und Missionare, die Teresa gekannt haben. Manche hatten sie zwar nicht gekannt, auf ihrer Mission aber von ihr gehört. Die meisten der Zeugnisse und Schilderungen von Erlebnissen haben mich zu Tränen gerührt. Es wurde deutlich, wie sehr Teresa die Liebe zu den Menschen verinnerlicht hatte. Diese Liebe war ihr innerer Antrieb, und sie befähigte sie zu außergewöhnlichen Leistungen. Ich bin für dieses kostbare Album sehr, sehr dankbar.

Teresas Gedenkstätte

Heute, am 29. September 2016, ist Teresas Geburtstag. Die Gestaltung ihrer Gedenkstätte auf dem Stätzlinger Friedhof hat sich mehr als zwei Jahre hingezogen, das lange Warten hat sich aber meines Erachtens mehr als gelohnt.

Als ich einen Freund neulich auf den Friedhof führte und ihm vorher erklärte, dass er ein paar Dinge zu sehen bekommen würde, die Teresa besonders am Herzen lagen, meinte er spontan: „Da ist bestimmt etwas mit Musik dabei!“ Als ich das hörte, musste ich schmunzeln. Es ist ja bereits ausgesprochen schwierig, gute Musik angemessen mit Worten zu beschreiben. Sie bildhauerisch darzustellen, erfordert wohl wirklich große Kunst. Außer der Musik waren Teresa aber noch andere Dinge wichtig. An dieser Stelle ist es wohl angebracht, ihre Katze Mao-Mao zu erwähnen. Teresa war ja nicht nur tierlieb, sondern hatte die Gabe, sich auf besondere Weise in Tiere hineinzufühlen. Und zu Mao-Mao hatte sie eine äußerst innige Beziehung, wie man auf dem einen oder anderen  Foto recht gut erkennen kann:

Mao-Mao folgte Teresa, wenn sie das Haus verließ, brachte sie zum Bus und wartete vor Geschäften. Er war tatsächlich eine Art Seelenverwandter, und sie konnte auf einer spirituellen Ebene mit ihm kommunizieren.  Mao-Mao musste im Dezember 2011 nach schwerer Krankheit im Alter von 18 Jahren eingeschläfert werden. Teresa war fest davon überzeugt, dass sie ihrem Kater im Jenseits wieder begegnen würde.

Obwohl  Teresa der Musik, den Tieren und nicht zuletzt ihrem Ehemann viel Zeit widmete, stand im Zentrum ihres Lebens stets Jesus Christus und sein Evangelium. Als ich darüber nachdachte, wie Teresas Gedenkstätte gestaltet werden könnte, fand ich es passend, diese zwei Aspekte ihres Lebens darzustellen. Also beschrieb ich dem Bildhauer ein Ensemble, in dem Christus im Mittelpunkt stehen sollte. Ihm gegenüber sollte eine Frau mit einer Katze im Arm knien und zu ihm hinblicken. Nach einer langen Phase der Planung war ich endlich zufrieden und erteilte die Freigabe zur Fertigung der Figuren. Die Jesus-Statue ist eine genaue Replik der berühmten Christusfigur von Bertel Thorvaldsen, die in Kopenhagen in der Liebfrauenkirche besichtigt werden kann. Sein Christus ist gütig und breitet die Arme aus, um alle willkommen zu heißen, die zu ihm kommen wollen. Keine andere Abbildung von Christus kommt dieser gleich – Teresa mochte sie sehr. Die kniende Frau mit der Katze stellt sie dar. Sie trägt ein schlichtes Kleid, hat ihren Mao-Mao auf dem Arm und erwartet ihren Heiland, dessen treue Jüngerin sie ihr ganzes Leben lang gewesen war. Auf dem elegant geschwungenen Stein steht auf Deutsch und auf Chinesisch zu lesen: „Dein Wille geschehe.“ Diese Worte bilden im Grunde das Lebensmotto Teresas und waren ihre letzten Worte, bevor sie durch ihre Krankheit die Kontrolle über ihren Körper und damit auch über ihre Sprache zunehmend verlor. Sie sind Ausdruck des unbeirrbaren, festen Glaubens, von dem sie tief durchdrungen war.

Teresas Gedenkstätte im Stätzlinger Friedhof lädt zum Verweilen und Nachdenken ein. Sie soll an eine großartige, treue und wahrhaft christliche Frau erinnern, die sich durch Widrigkeiten in ihrem Leben nicht aus der Bahn werfen ließ und beharrlich ihren Weg gegangen ist. Sie soll auch daran erinnern, dass der Tod keine Macht über uns hat. Dank Christus kann sich der Mensch eines Tages über den Tod erheben und ewig in der Gegenwart seines Schöpfers im Kreis derer leben, die den Weg zuvor gegangen sind oder ihn noch gehen müssen.

Teresa hat diesen Weg hinter sich gebracht. Sie ist in die Ruhe ihres Herrn eingegangen, hat sich der irdischen Sorgen entledigt und harrt voll Freude auf ein Wiedersehen mit uns, die wir uns noch diesseits des Schleiers befinden.

Teresas zweiter Todestag

Teresa 1989 im Youth Park in Taipei
Teresa 1989 im Youth Park in Taipei

Morgen jährt sich Teresas Todestag zum zweiten Mal. Die vergangenen beiden Jahre waren äußerst turbulent – anfangs sehr schwierig, denn ein Leben ohne Teresa war für mich einfach unvorstellbar. Die Nächte, in denen ich weinend einschlief und die Tage, an denen ich mich morgens gramgebeugt aus dem Bett quälte und mich ohne Aussicht auf Besserung in die Arbeit schleppte, habe ich nicht gezählt; die überfallartigen Trauerattacken, die mich immer wieder tagsüber heimsuchten und die ich vor meinen Arbeitskollegen verbarg, ebenfalls nicht. Die tröstenden Worte von Freunden und Angehörigen, dass die Zeit alle Wunden heilen würde und ich eines Tages über diesen tragischen Verlust hinwegkommen würde – sie klangen in meinen Ohren schal und platt. Ich dachte mir: Sie haben keine Ahnung, sie wissen nicht wovon sie reden, sie haben es nicht selbst erlebt. Trost brachte mir erstaunlicherweise, nach und nach, etwas ganz anderes.

Ende April 2014, keine zwei Monate nach Teresas Tod, begab ich mich auf Spurensuche. Ein bestimmter Gedanke ließ mich nicht mehr los: ich wollte mich mit dem Theater Augsburg in Verbindung setzen und versuchen, für den Extrachor vorzusingen. Teresa hatte in diesem Chor selbst etwa fünf Jahre mitgesungen und war an zahlreichen Opernproduktionen im Großen Haus und auf der Freilichtbühne beteiligt gewesen. Ich folgte dieser Eingebung, und zu meiner großen Überraschung gelang es mir sofort, in den Chor aufgenommen zu werden. Den Frühsommer 2014 verbrachte ich also auf der Freilichtbühne – mit My Fair Lady, dem Musical, das Teresa selbst 15 Jahre zuvor an der gleichen Stelle gesungen hatte. Viele von den Chormitgliedern des Extrachors und auch des Opernchors kannten Teresa noch und hatten sie als nette Kollegin in guter und angenehmer Erinnerung. Ich war in eine Welt eingetreten, die Teresa vorbehalten und mir unbekannt gewesen war und die sich mir nun Stück für Stück öffnete.

Was für ein unvergleichliches Abenteuer das war! Die heilende Wirkung der Musik, von der Teresa immer wieder gesprochen hatte, war keine Einbildung – das konnte ich deutlich spüren! Dankbaren Herzens stand ich Abend für Abend auf der Bühne – erst auf der Freilichtbühne, später dann im Großen Haus – und erlebte die Meisterwerke des Musiktheaters hautnah mit. Im Lohengrin beispielsweise ist die Ouvertüre ergreifend schön, und da der Chor als Stillleben inszeniert war und sich gar nicht bewegen durfte, konnte ich diese Musik regelrecht in mich aufsaugen. Es hatte fast schon eine hypnotische Wirkung.

Im Chor habe ich auch Constanze kennengelernt. Sie antwortete mir auf eine Mailnachricht, die ich an alle Mitglieder des Extrachors gerichtet hatte und in der ich mich dafür bedankt hatte, so gut aufgenommen worden zu sein. Wir schrieben uns öfter, sahen uns natürlich auch auf der Bühne und bei den Proben, und verliebten uns am 2. Januar 2015 ineinander, als ich sie anlässlich eines Essens, zu dem sie mich eingeladen hatte, in München besuchte. Seit diesem Tag waren wir ein Paar, hielten das aber noch eine Weile vor den Kollegen im Theater geheim. Witzigerweise inszenierte uns der Regisseur von Macbeth, Lorenzo Fioroni, in dieser Produktion als Paar, und wir schlenderten Arm in Arm über die Bühne, obwohl niemand wusste, dass wir tatsächlich zusammengehörten. Fioroni hatte es gespürt!

Constanze und ich planten unsere Hochzeit für den 8. August 2015. Das ist ein besonderer Tag, da Augsburg das hohe Friedensfest feiert, das Standesamt in Friedberg aber geöffnet hat. Einen Tag später schon waren wir gen USA in die Flitterwochen entschwunden, wo wir unvergessliche Tage in Denver, Salt Lake City und Las Vegas verbrachten. Einer der vielen Höhepunkte dieser Reise war eine Probe mit dem Tabernakelchor im Konferenzzentrum in Salt Lake City unter dem Dirigenten Mack Wilberg.

Constanze musste ihrem geliebten München den Rücken kehren. Sie kündigte ihren Job und zog zu mir nach Friedberg, was für sie ein großes Opfer bedeutete. Eine ihrer ersten Ideen zur innenarchitektonischen Ausgestaltung unseres gemeinsamen Heims war, Teresas schönes Porträtfoto zu vergrößern, zu rahmen und prominent im Eingangsbereich zu platzieren. Dort hat auch eine Christusstatue – eine Nachbildung der berühmten Christusstatue von Thorvaldsen – ihren Platz gefunden. Es ist ein schöner, friedlicher Ort geworden, ein Ort der Andacht und der Erinnerung an eine Frau, die ein so erfülltes und reiches Leben geführt und so viele Menschen positiv beeinflusst hat.

In den letzten Monaten habe ich nicht viel auf Teresas Website veröffentlicht – zu frisch war der Schmerz in mir eingebrannt. Ihr Erbe und ihr Andenken sind aber keinesfalls in Vergessenheit geraten – im Gegenteil: ich bin heute dankbarer für sie denn je. Und das viele Material – in Form von Fotos, Tagebucheinträgen, Ansprachen, Notizen, Musikbeiträgen und  Videofilmen –, das es von ihr und über sie noch gibt, werde ich im Laufe der Zeit nach und nach veröffentlichen, denn sie hat es verdient, und ich fühle mich mittlerweile in der Lage dazu. Für mich war und ist Teresa eine der wahrhaft großen Frauen unserer Zeit, und ich bin meinem Vater im Himmel sehr dankbar dafür, dass ich 26 wunderbare Jahre lang für sie da sein durfte.

 

Gedanken und Beiträge

EnzianHier finden Gedanken und Beiträge zu Teresa ihren Platz. Jeder ist herzlich eingeladen, Erlebnisse, Anekdoten oder Gedanken zu hinterlassen, die mit Teresa oder mit dem, was ihr lieb und teuer war, in Verbindung stehen. Wer außer „nur“ Kommentare zu schreiben auch Beiträge selbst verfassen sowie Bild- oder Audiomaterial selbst hochladen möchte, möge sich bitte an mich wenden. Er wird dann von mir zum Mitautor ernannt und bekommt die notwendigen Login-Daten zugesandt. Keine Angst! WordPress ist kinderleicht zu bedienen, und ein eigener Beitrag ist schnell erstellt.

Einfach eine E-Mail schreiben an: wolfgang(at)gebauerwang.de

Teresa ist gestorben

Liebe Freunde!

Für uns alle unfassbar, hat unsere liebe Teresa am Donnerstag, den 6. März 2014 um 2 Uhr morgens die irdische Welt für immer verlassen und ist von ihrem Vater im Himmel heimgeholt worden. Sie wurde nur 51 Jahre alt, und ihr plötzlicher Tod war für alle, die sie gekannt haben, ein großer Schock. Sie litt seit einiger Zeit an einer besonders aggressiven Form von Brustkrebs und war letztlich nicht in der Lage, diese schreckliche Krankheit zu besiegen.

Teresa hat ein sehr bewegtes und abwechslungsreiches Leben geführt und daher auch ein reiches Vermächtnis hinterlassen. Es gibt viel Material von ihr, sei es in Form von Tagebucheinträgen oder sonstigen Texten, von Fotos, Ton- oder Videodokumenten. Diese Internetseite soll dazu dienen, ihr Vermächtnis zu ordnen und einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Teresa hat durch ihr beispielhaftes Leben gezeigt, was es bedeutet, christliche Nächstenliebe zu besitzen, und sie hat diese Nächstenliebe an alle, die mit ihr in Berührung gekommen sind, weitergegeben.

Es soll gezeigt werden, dass man nicht berühmt sein oder ein hohes und angesehenes Amt innehaben muss, um seine unmittelbare und weitere Umgebung zum Guten zu beeinflussen. Ihr Leben beweist, dass es sich lohnt, seinen Mitmenschen ein Vorbild zu sein und so im Kleinen, Stück für Stück und langsam aber stetig tatsächlich – ja – die Welt zu verbessern.

Teresas Familie 1977
Teresa mit ihrer Familie im Jahr 1977