Ein Traum

Heute ist Teresas 55. Geburtstag. Diesen Tag habe ich mir immer freigenommen, um etwas besonderes mit ihr zu unternehmen – so auch heute. Meistens haben wir einen Ausflug in die Berge gemacht. Heute kam mir in den Sinn, einen Traum aufzuschreiben, den ich vor gut eineinhalb Jahren hatte und in dem Teresa die Hauptrolle spielt. Dazu muss ich sagen, dass ich ausgesprochen selten von ihr träume und ich mich zudem nach dem Aufwachen meistens nur noch bruchstückhaft oder überhaupt nicht mehr daran erinnern kann, was ich geträumt habe. Hier nun mein Traum vom Januar 2016:

Neulich habe von Teresa geträumt und davon, dass ich sie im Krankenhaus besucht habe. Es schien ihr gar nicht schlecht zu gehen, und wir haben darüber gesprochen, dass wir zusammen essen gehen wollen. Eine Krankenschwester trat hinzu und bat Teresa, ihr in ein anderes Zimmer zu folgen. Es hieß, sie seien nur kurz fort. Beide waren dann aber längere Zeit weg, und ich begann, mir Sorgen zu machen. Schließlich beschloss ich, nach Teresa zu suchen.

Schon bald hörte ich laute Stimmen, und als ich Teresa schließlich fand, musste ich feststellen, dass die Krankenschwester sie anschrie. Daraufhin habe ich sie zurechtgewiesen und ihr gesagt, dass sie meine Frau nicht anschreien darf. Die Krankenschwester war aber sehr aggressiv, und so versuchte ich, ihre Hände nach unten zu drücken. Da sie sehr kräftig war, widerstand sie mir, und eine Zeitlang rangen wir miteinander. Die Situation war sehr schwierig, und Teresa nützte den Moment, um an mir vorbeizulaufen und sich in Sicherheit zu bringen. Nachdem ich Teresa in Sicherheit wusste, ließ ich von der Krankenschwester ab. Nach diesem unschönen Erlebnis suchten Teresa und ich dann ein anderes Krankenhaus auf.

In dem anderen Krankenhaus hatte Teresa ein sehr kleines Zimmer und zunächst Probleme, die Tür mit ihrem Schlüssel aufzusperren. Schließlich ging es aber doch, und wir konnten hinein. Anschließend besprachen wir, dass wir regelmäßig mittags gemeinsam essen wollen. Ich musste die ganze Zeit weinen und sagte ihr, wie glücklich sie mich macht. Doch Teresa entgegnete, es sehe gar nicht so aus, als ob ich glücklich sei, denn schließlich würde ich doch ununterbrochen weinen. Daraufhin wurde ich noch trauriger, und ich musste nur noch mehr weinen.

Dann fragte ich sie, wie es ihren Lymphknoten geht, und Teresa meinte, alles sei schon viel besser, und vom Krebs würde man eigentlich nicht mehr so viel sehen. Man könne aber auch nicht viel sehen, weil der Krebs ja schließlich im Körper sei. Jedenfalls hegte ich daraufhin die große Hoffnung, dass sie vielleicht doch wieder gesund werden könnte. Als wir uns dann gemeinsam auf die Suche machten, wohin wir essen gehen könnten, haben wir erst einmal nichts passendes gefunden. Es gab da nur Geschäfte mit Haushaltswaren und dergleichen, aber keine Restaurants.

An dieser Stelle bin ich aufgewacht. Was der Traum wohl bedeuten mag? Ich stelle mir vor, dass die Krankenschwester für die Schulmedizin steht, der Teresa zutiefst misstraut hat, und vor der sie in diese kleine Klinik südlich von Pirmasens im Pfälzer Wald geflohen ist. Dort wurde ihr Hoffnung gemacht, wieder gesund werden zu können, eine Hoffnung, die sich – wie wir alle leider wissen – nicht bewahrheitet hat. An unserem Hochzeitstag, dem 12. Februar 2014, sind wir ein letztes Mal gemeinsam zum Essen ausgegangen. Wir sind über die nahegelegene Grenze nach Frankreich gefahren, eine sehr kurvige Strecke. Ich musste extrem vorsichtig fahren, weil Teresa sehr leicht übel wurde. Wieder in der Klinik angekommen, war sie sehr schwach und musste sich schließlich übergeben. Damals war es mir natürlich nicht bewusst, aber es war unser letztes Rendez-Vous, und sie ist sehr tapfer gewesen.