Trauerfeier – Teresas Leben Teil 4

Eingangs wurde die Frage aufgeworfen, warum Teresa nicht ihre Energie auf eines ihrer zahlreichen Talente konzentriert hat, um damit wirkliches Aufsehen erregen zu können. Was etwa ihre Stimme anging, fühlte ich mich immer an Maria Callas erinnert. Sie musste nur einen einzigen Ton singen, und man wusste sofort: das war sie. Die Callas war, was Gesangstechnik, Stimmfarbe und Ausstrahlung angeht, Teresas einziges Vorbild. Interessanterweise wurde Maria Callas nur wenig älter als Teresa, doch starb sie als einsame und unglückliche Frau. Teresa hat hingegen, soweit ich das beurteilen kann, ein glückliches und erfülltes Leben gehabt. Sie hätte niemals mit Maria Callas tauschen wollen, die zwar den Applaus der Welt bekam, aber unglücklich war, weil sie alles dem einen Ziel unterordnen musste, nämlich ein Weltstar zu werden.

Die Antwort auf die Frage ist vielschichtig, aber es steht ein Prinzip dahinter: Teresas Tagebucheinträge legen nahe, dass sie viel Zeit dafür aufgewendet hat, ihren Charakter zu veredeln und christliche Eigenschaften zu entwickeln, die sie näher zu Gott bringen. Sie war stets beseelt davon, seinen Willen in Erfahrung zu bringen und ihn dann auch in die Tat umzusetzen, ohne lange zu fragen.

Sie hatte ohne jeden Zweifel aufrichtige Freude daran, wenn sie anderen dabei helfen konnte, ihre Talente zu entwickeln. In ihrer Zeit als Pfahl-Musikverantwortliche rief sie vieles ins Leben, was bei allen Beteiligten nachhaltige Begeisterung hervorgerufen hat. So rief sie etwa zur selben Zeit, als der Kammerchor Vocalis gegründet wurde, das Deseret Vokalensemble ins Leben. Es sollte den Zweck verfolgen, die Gemeinden im ganzen Pfahlgebiet bei musikalischen und auf Missionsarbeit ausgerichteten Veranstaltungen zu unterstützen und zu stärken. Über viele Jahre hatte das Ensemble zahlreiche Auftritte in allen Gemeinden des Pfahls. Das Deseret Vokalensemble wurde beinahe ausschließlich von Teresas Energie angetrieben und von der Begeisterung der Beteiligten getragen. Sie plante akribisch die Proben und stellte sicher, dass jeder, der mitmachte, bei Laune blieb. Immer brachte sie etwas Leckeres zum Essen zu den Proben mit. Unermüdlich rackerte sie sich ab, um möglichst vielen Menschen eine Freude machen zu können und ihnen das Samenkorn des Evangeliums ins Herz pflanzen zu können.

Später dann rief sie die legendären Musical- und Filmmusikabende ins Leben. Sie schaffte es, eine Vielzahl unterschiedlichster Charaktere zum Mitmachen zu bewegen und bezog vor allem die Jugendlichen ein. Ihre Organisationskünste werden für immer unvergessen bleiben. Mir ist es bis heute ein Rätsel, wie immer wieder mit relativ geringem Probenaufwand und in einer Zeitspanne von wenigen Monaten ein Ereignis auf die Beine gestellt werden konnte, das Jung und Alt gleichermaßen in seinen Bann zog.

Teresa stand immer für Begeisterung. Sie war der begeistertste Mensch, dem ich jemals begegnet bin und lebte für ihre rechtschaffenen Ziele.

Das vielleicht herausragendste Wesensmerkmal von ihr war ihre Fähigkeit, in die Seele anderer Menschen blicken und aufrichtig empfundene Freundschaft schließen zu können. Diese Zuneigung brachte sie dazu, ihren Mitmenschen vom Evangelium zu erzählen. Sie war an zahlreichen Bekehrungen beteiligt, ohne dass sie zugegeben hätte, dass sie etwas mit ihr zu tun haben könnten. Lieber hielt sie sich im Hintergrund, so wie sie auch fast nie solistisch als Sängerin in der Kirche zu hören war. Immer ließ sie anderen den Vortritt.

Die letzten drei Wochen ihres Lebens müssen für Teresa sehr schwer gewesen sein. Ihr Körper verlor beinahe täglich an Kraft und Bewegungsfähigkeit, ihre Sprachfähigkeit wurde zusehends beeinträchtigt, zum Schluss war sie hilflos wie ein kleines Kind und musste gefüttert werden. Doch aß und trank sie viel zu wenig, als dass ihr geschundener, schmerzender Körper wieder jemals hätte zu Kräften kommen können. Ich war rund um die Uhr bei ihr und wurde nur von einem Wunsch beseelt: ihr zu dienen und ausschließlich für sie da zu sein. Sie ist schließlich am Donnerstag, den 6. März 2014 um 2 Uhr morgens friedlich in meinen Armen eingeschlafen. Sie verspürte keine Schmerzen und ging mit einem Lächeln in die Ewigkeit über.

Ein paar Wochen zuvor, als sie in der Krebsklinik im Pfälzer Wald auch bereits von heftigen Schmerzen heimgesucht wurde, hat sie ein Lied geschrieben, das ich in einem Notenheft fand, das in ihrem Zimmer auf dem Tisch lag. Melodie und Text legen Zeugnis ab von ihrem außergewöhnlichen Talent, von dem heftigen Kampf, den sie ausgefochten hat und von der Hoffnung, ihre himmlische Heimat wiederzusehen. Dieser sehnliche Wunsch ist ihr nun erfüllt worden.

 Hier geht’s zu den MP3-Aufzeichnungen der Trauerfeier mit Teresas Komposition Ich komm aus einer Welt.

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